Ausstellung: Thonet & Design
Pressekonferenz: 16.05.2019, 11:00
Eröffnung: 16.05.2019, 19:00
Ort: Die Neue Sammlung – The Design Museum, Pinakothek der Moderne, München
Ausstellungsdauer: seit 17.05.2019
Anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Unternehmens Thonet hat Die Neue Sammlung – The Design Museum den Münchner Produktdesigner Steffen Kehrle eingeladen, in einer Neuinszenierung eine Ausstellung von Thonetmöbeln zu entwickeln.
Mit rund 400 Objekten besitzt die Neue Sammlung eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen von Thonetmöbeln, die damit nicht nur die Entwicklung von Sitzmöbeln spiegeln, sondern vor allem auch ein wichtiges Kapitel europäischer Unternehmensgeschichte repräsentieren.
Die Ausstellung wird die Thonetschen Pionierleistungen auf dem Gebiet der Entwicklung von Bugholzmöbeln und Stahlrohrmöbeln repräsentieren, aber auch einen Fokus legen auf die Entwürfe seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts und vor allem die jüngeren Modelle vorstellen.
Wegbereiter der Bugholzmöbel war Michael Thonet (1796-1871). Der aus dem rheinischen Boppard stammende, seit 1842 in Wien lebende Schreinermeister setzte bleibende Maßstäbe für die Formgebung des Maschinen- und Industriezeitalters. Während seine Konkurrenten mit Hilfe von Drechsel- und Schnitzmaschinen historische Formen nachahmten, ging Thonet einen völlig neuen Weg. Er schuf sein fundamental modernes Formenrepertoire aus den von ihm selbst entwickelten neuen technologischen und produktionstechnischen Möglichkeiten. Thonet verwirklichte ein zukunftweisendes Prinzip: Form als Ergebnis industrieller Fertigungsmethoden.
Die grandiose Leistung Thonets bestand in einem Verfahren, Buchenholzstäbe unter Dampfeinwirkung und Druck in geschwungene Formen zu biegen – ein Verfahren, das sich bestens für die Serienproduktion eignete. Neu war auch, daß die Einzelteile nicht mehr verleimt, sondern geschraubt wurden. Dadurch ließen sich die Stühle zerlegt verschicken. In eine Kiste mit einem Volumen von einem Kubikmeter passten 36 Stühle des Modells Nr. 14. Die weitblickende kaufmännische Strategie und Vertriebspolitik machten das Unternehmen Thonet zu einem in seiner Zeit einzigartigen Phänomen. Nahezu jährlich erschienen umfangreiche Kataloge. Thonet exportierte in alle Welt. Bis zum Ersten Weltkrieg kamen über 1400 verschiedene Modelle auf den Markt. Trotz der Fülle an Modellen besaßen viele Möbel standardisierte Elemente; Typisierung und Serienproduktion erlaubten erschwingliche Preise. Das Konzept war überaus erfolgreich – der berühmte „Konsumsessel“ Nr. 14 wurde bis 1910 über 50 Millionen Mal verkauft.
Mit dem Aufkommen der Stahlrohrmöbel Ende der Zwanzigerjahre ging die Vorherrschaft der Bugholzmöbel zunächst zu Ende, aber Thonet konnte auch in diesem neuen Bereich wieder erfolgreich produzieren. In den 1930er-Jahren war das Unternehmen der weltweit größte Produzent von Stahlrohrmöbeln, die unter anderen von den berühmten Bauhäuslern wie Ludwig Mies van der Rohe oder Marcel Breuer stammten. Diese Möbel stehen für eine Abkehr vom Dekor, für eine schmucklose Formensprache, deren Klarheit die Zweckmäßigkeit des Objektes betont. Die Einfachheit der rechtwinkligen Konstruktionen stellen ihre Funktionalität, Ergonomie und Ökonomie in den Vordergrund. In Abwendung von den Formen der Gründerzeit und des Jugendstils stehen sie mit ihrer industriell geprägten Formensprache für eine neue Zeit und eine Haltung, die die Gesellschaft positiv verändern wollte.
Die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts mit neuem Firmensitz im deutschen Frankenberg ist geprägt durch Designer wie Eddie Harlis und Verner Panton oder in der jüngeren Zeit durch Entwürfe von Norman Foster, Konstantin Grcic, Stefan Diez oder Sebastian Herkner.
Für die Ausstellungsinszenierung plant Steffen Kehrle einen hellen und klaren Raum, der sich durch weite Blicke und eine sachliche Präsentation der Exponate auszeichnet. Der in München lebende Steffen Kehrle ist in den Bereichen Industrie-, Ausstellungs- und Interiordesign tätig und gründete 2009 das ASK (Atelier Steffen Kehrle). Mit wenigen Mitteln entwickelt er für seine Produkte eine charakteristische Gestalt, die selbsterklärend ist und selbstverständlich erscheint.
Seine Suche nach neuen Typologien führte auch zu einem Entwurf für Die Neue Sammlung – The Design Museum. Steffen Kehrle hat für das Museum die sogenannte DNS-Chair-Reihe konzipiert, deren verschiedene Entwicklungsstufen in der Ausstellung auch gezeigt werden.
Bei der DNS-Chair-Reihe steht die Funktion im Fokus der Gestaltung. Denn die Idee für diese Reihe entwickelte sich einerseits aus einem Mangel an Besucherstühlen im Designmuseum und andererseits aus der Zielsetzung, einen mobilen Stuhl mit einer besonderen Form auch für private und andere öffentliche Zwecke nutzen zu wollen.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei Koenig Books, gestaltet von Bureau Borsche.
Kooperationspartner:
Thonet
Münchner Volkshochschule
WEITERE INFORMATIONEN
Dr. Xenia Riemann-Tyroller
Dr. Josef Straßer
Die Neue Sammlung – The Design Museum
T +49 (0)89 272725-0
riemann@die-neue-sammlung.de
strasser@die-neue-sammlung.de
Tine Nehler M.A.
Leitung Presse & Kommunikation
Alte Pinakothek, Neue Pinakothek, Sammlung Schack und Staatsgalerien
& Pinakothek der Moderne (Kunst | Graphik | Architektur | Design)
T +49 (0)89 23805-122
presse@pinakothek-der-Moderne.de
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Blick in die Ausstellung „Thonet & Design“. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Blick in die Ausstellung „Thonet & Design“. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Michael Thonet, Stuhl Nr. 14., c. 1856. Gebrüder Thonet, Wien: Ehemals Königshaus Hannover. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Michael Thonet / Peter Hubert Desvignes, Stuhl Nr. 1 (Schwarzenberg-Sessel), c. 1849. Gebrüder Thonet, Wien: Ehemals Königshaus Hannover. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Klappsessel Nr. 6310 (Klapp-Fauteuil), c. 1870. Gebrüder Thonet, Wien Sammlung Ellenberg. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Stuhl Nr. 13, c. 1860. Gebrüder Thonet, Wien, Sammlung Ellenberg. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Blick in die Ausstellung „Thonet & Design“. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Marcel Breuer / Mart Stam, Freischwinger B 33, 1927 / 1928. Gebrüder Thonet, Frankenberg, Ausführung 1931. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Marcel Breuer, Freischwinger Armlehnsessel B35, 1928 / 1929. Gebrüder Thonet AG, Frankenberg, Ausführung 1931. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Blick in die Ausstellung „Thonet & Design“. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Blick in die Ausstellung „Thonet & Design“. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Eddie (Edelhard) Harlis, Stuhl ST 664, 1954. Gebrüder Thonet, Frankenberg. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Stefan Diez, Stuhl 404, 2007. Thonet GmbH, Frankenberg. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Konstantin Grcic, Freischwinger Muji, 2008. Thonet GmbH, Frankenberg für Muji, Tokio. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

Verner Panton, Freischwinger Nr. 275, 1956. Firma August Sommer, Plüdershausen für Gebrüder Thonet AG, Frankenberg. Ausführung ab 1967. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)