Helga Zahn, Armschmuck, 1967 Silber Die Neue Sammlung ‒ The Design Museum. Dauerleihgabe der Danner-Stiftung, München (Foto: A. Laurenzo)

Helga Zahn, Armschmuck, 1967, Silber, Die Neue Sammlung ‒ The Design Museum. Dauerleihgabe der Danner-Stiftung, München (Foto: A. Laurenzo)

Helga Zahn. Halsschmuck, 1959 Silber, Kieselsteine Die Neue Sammlung ‒ The Design Museum. Dauerleihgabe der Danner-Stiftung, München (Foto: A. Laurenzo)

Helga Zahn. Halsschmuck, 1959. Silber, Kieselsteine. Die Neue Sammlung ‒ The Design Museum. Dauerleihgabe der Danner-Stiftung, München (Foto: A. Laurenzo)

Sie galt in den 1960er und 1970er Jahren als eine der führenden Schmuckkünstlerinnen in Großbritannien, geboren wurde sie aber 1936 in Deutschland und aufgewachsen ist sie in Schwarzenbach an der Saale am Rande des Fichtelgebirges. 1957 tauschte Helga Zahn ihre Heimatgemeinde ein gegen das pulsierende Leben in London, erlebte dort den Aufbruch zu den „Swinging Sixties“ und das Aufkommen der „Pop-Art-Bewegung“, hatte einen zweiten Wohnsitz in New York und reiste immer wieder nach Paris. Bald gehörte sie zu den tragenden Säulen des „studio jewelry movement“, jener seinerzeit jungen Bewegung nach dem Zweiten Weltkrieg, die Schmuck nicht mehr als Juwelierskunst, sondern als eine neuartige und eigenständige Kunstrichtung definierte. Dabei war Helga Zahn Autodidaktin und keine ausgebildete Goldschmiedin.

Helga Zahns Material war das kostengünstige und vom Establishment wenig beachtete Silber, das sie schnitt und in seiner Oberfläche bearbeitete. Unkonventionell und ungewöhnlich nicht nur die Verwendung von unpolierten Kieselsteinen, sondern auch deren Montage mit Hilfe einfacher Klebeverbindungen. Die klassischen Krabben- und Carbochon-Einfassungen kommen später hinzu. Ihre Formensprache ist geprägt von der Klarheit einfacher geometrischer Formen – Rechteck und Kreis –, von der Leichtigkeit und Schlichtheit der Verbindungselemente – meist einfache kleine Ringe – und von einem zunächst auf wenige Farben reduzierten Farbkanon: Silber, Schwarz, Braun. Es entsteht außergewöhnlicher Unikat-Schmuck, z. T. unter Verwendung von Fundstücken. Gleichzeitig revolutioniert sie Mitte der 1960er Jahre die sich gerade erst weltweit formierende Autorenschmuckbewegung durch einen neuartigen System-Gedanken, der die Verwendung von geschnittenen Plättchen vorsieht. Übereinander montiert ist ihnen ein Moment von Bewegung zu eigen, das sie zu kinetischer Kunst werden lässt. Zarte, akzentuiert gesetzte Linien und eine erweiterte Farbpalette in diesen Arbeiten verweisen auf das grafische Werk von Helga Zahn. Fotoaufnahmen ihrer Stücke von später so berühmten Mode- und Produktfotografen wie Sidney Pizan und Tessa Grimshaw-Traeger setzen auch hier völlig neue Maßstäbe. Die Schmuckkünstlerin Helga Zahn wird sehr schnell zu „an important liberating force in Britain…“ wie es Ralph Turner, Mitbegründer der Schmuck-Galerie „Electrum“ und später tätig am Crafts Council, London, auf den Punkt brachte.
Ihre Arbeiten sind früh in den führenden Galerien Londons – 1965 in der „Ewan Phillips Gallery“ und den Galerien „Pace“ (1969) und später „Electrum“ (1971) von Barbara Cartlidge und Ralph Turner – zu sehen. 1966 stellt Helga Zahn in München auf der Schmuckausstellung der Internationalen Handwerksmesse aus und wird für ihre Arbeiten mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet.

 

Anlässlich ihres 80. Geburtstages ehrt nun die Stadt Schwarzenbach in Zusammenarbeit mit der Neuen Sammlung und auf Initiative der Dr. Hans Vießmann-Stiftung diese außergewöhnliche und wegweisende Schmuckkünstlerin. Die Ausstellung über das Lebenswerk der 1985 mit 49 Jahren früh verstorbenen Künstlerin umfasst rund 80 Schmuckobjekte, Entwürfe, Zeichnungen und eine Auswahl ihrer Siebdrucke aus öffentlichem und Privatbesitz.

Arbeiten von Helga Zahn befinden sich im Kunstgewerbemuseum Berlin | Nationalmuseum of Wales, Cardiff | Museum Angewandte Kunst, Frankfurt | Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg | Crafts Council, London | Goldsmiths Hall, London | Victoria & Albert Museum, London | Schmuckmuseum Pforzheim und in der Neuen Sammlung – The Design Museum.
Buch und Ausstellung entstanden mit Förderung durch die Christian-Heinrich-Sandler-Stiftung, die Danner-Stiftung München, den Kulturverein Schwarzenbach a. d. Saale e. V., die Oberfrankenstiftung und die Gemeinnützige Stiftung der Sparkasse Hochfranken – besonderer Dank gilt der Dr. Hans Vießmann-Stiftung, Hof.

Zur Ausstellung erscheint ein 104 Seiten umfassender Katalog bei Arnoldsche Art Publishers.

Ausstellungskuratorin:
Dr. Petra Hölscher, Die Neue Sammlung – The Design Museum

 

Ausstellungsort: Kunstgalerie Altes Rathaus Schwarzenbach a. d. Saale
Ausstellungszeit: 24. September – 06. November 2016
Eröffnung: 23. September 2016, 18:00 Uhr

Pressekonferenz:
Kunstgalerie Altes Rathaus Schwarzenbach a. d. Saale
Donnerstag, 22.September 2016, 11:00 Uhr