Joe Colombo, Sessel „Tube Chair“, 1969. Knautschlackbezug, Kunstoff (PVC, PU), Metall. Hersteller: Flexform, Mailand (Italien). Foto: Archiv Die Neue Sammlung – The Design Museum

Das FUTURO-Haus von Matti Suuronen verkörpert besonders markant die Zukunftsvisionen der 1960er Jahre – dem Zeitalter der Raumfahrt, dem sogenannten Space Age. Wir stellen hier begleitend zur Präsentation des FUTURO eine monatliche Auswahl an futuristischen, zukunftsbezogenen Designobjekten aus dem Depot vor. Als grundsätzliche Prämisse dient uns dabei die Erkenntnis, dass jedes Zeitalter seine eigenen, durchaus auch unterschiedlichen Vorstellungen von dem hat, was futuristisch, was visionär ist.

Objekt im Juni: Sessel Tube Chair
Designer: Joe Colombo
Entwurf: 1969
Material: Knautschlackbezug, Kunststoff (PVC, PU); Metall
Hersteller: Flexform, Mailand (Italien)

Bereits 1969 war der italienische Architekt und Designer Joe Colombo davon überzeugt, dass eine zeitgemäße und zukunftsweisende Einrichtung von architektonischen Vorgaben unabhängig sein sollte. Diese sollte nämlich so flexibel und anpassungsfähig sein, dass sie sowohl den damals gegenwärtigen als auch zukünftigen Raumkonzepten genügen sollte.

Colombos Designauffassung, in der auch der für das Space Age zeittypische Glaube an die zukünftige Möglichkeit unvorstellbar anders gearteter Raumkonzepte mitschwingt, für die man sich offen zu halten habe, wird von nahezu allen seinen Entwürfen gespiegelt. Und dieses Credo ist heute, ein halbes Jahrhundert später, mindestens genau so zeitgemäß wie damals.

Der Aspekt des Multifunktionalen mit offenen Strukturen und variabler Nutzung spielte dabei immer eine Hauptrolle, wie z.B. schon bei Colombos vor dem Tube Chair entwickelten Additional Living System sichtbar wird, das aus einer Reihe frei kombinierbarer Elemente besteht.

Mit dem Tube Chair ging Colombo allerdings noch einen entscheidenden Schritt weiter, und das nicht nur durch die Verwendung des so fragil und vergänglich wirkenden neuen Materials Knauschlack. Jede Reminiszenz an bisherige Sitzmöbel abstreifend, dekonstruierte er den Typus Sessel in vier Röhren unterschiedlichen Durchmessers, die sich spielerisch in verschiedenster Weise zusammenbauen lassen. Von wenigen unauffälligen, einfachen Klammern gehalten, erwecken die Röhren so den Eindruck ständig rotierender Bewegung und dauernder Veränderung und Instabilität – ein im wahrsten Sinne mobiles Möbel! In demontiertem Zustand können die Röhren ineinandergesteckt und in einem Leinensack leicht weggetragen werden.