Das FUTURO-Haus von Matti Suuronen verkörpert besonders markant die Zukunftsvisionen der 1960er Jahre – dem Zeitalter der Raumfahrt, dem sogenannten „Space Age“. Wir stellen hier begleitend zur Präsentation des FUTURO eine monatliche Auswahl an futuristischen, zukunftsbezogenen Designobjekten aus dem Depot vor. Als grundsätzliche Prämisse dient uns dabei die Erkenntnis, dass jedes Zeitalter seine eigenen, durchaus auch unterschiedlichen Vorstellungen von dem hat, was futuristisch, was visionär ist.
Objekt im April: „Nivico“
Mod. 3240 GM, SW-Fernsehgerät
Designer: JVC-Design
Entwurf: 1970
Produktion: 1971-1974
Hersteller: JVC, Yokohama Plant Victor Co. of Japan Ltd. (Ort: Yokohama / Japan)
Wie das Riesenauge eines optischen Teleskops scheint auch diese spiegelnde Kugel den Blick gen Himmel zu richten. Nicht aber Sterne oder entfernte Galaxien bilden das Gegenüber des futuristischen Objekts, sondern der fernsehende Mensch. Es ist kein Zufall, dass formale Assoziationen entstehen, die vom Hightech-Auge bis zum Astronautenhelm reichen, waren doch weltweit Produktdesigner in den 1970er Jahren von der Raumfahrttechnik fasziniert.
In futuristischer Formgebung wird das japanische, mit Teleskopantenne ausgestattete schwarz-weiß-Fernsehgerät „Nivico“, Mod. 3240 GM, auf einem quadratischen Lautsprechersockel präsentiert. Orangefarbiger Kunststoff in Kombination mit dunkelviolett getöntem Acrylglas sind zentrale gestalterische Merkmale, die durch ein praktisches Detail ergänzt werden – einer Metallkette als Tragegriff. Das handliche sowie portable Designobjekt war seinerzeit extrem beliebt und folglich ein kommerzieller Erfolg.
In kürzester Zeit avancierte der Fernsehapparat zu einem regelrechten Modeaccessoire des Weltraumzeitalters. Die innovative Videosphäre sollte gemäß eines Werbeslogans auch in ausgeschaltetem Zustand die Blicke auf sich ziehen: „Introducing a television that’s more fun than most of the shows you’ll see on it.“ Zugleich ist das Modell seither selbst eine Art Fernsehstar – so tritt es bereits seit den 1970er-Jahren als Requisite in Science-Fiction-Filmen (vgl. „Matrix“, 1999) oder in Videokunst-Installationen (Nam June Paik, „TV Buddha“, 1974) auf.
Der in unterschiedlichen Farben verfügbare Apparat kann frei im Raum aufgehängt werden oder in der Mulde des Sockels ruhen und lässt sich dabei so neigen, dass er den Steh-, Sitz- und Liegepositionen der Betrachter angepasst werden kann. Dank zusätzlichem Batteriebetrieb konnte das insgesamt 35 cm hohe und knapp über 5 kg schwere Modell ähnlich einer Handtasche überall mitgenommen werden. Vergleichbar mit einem heutigem Tablet, konnte man es beispielsweise auf die Küchenplatte stellen und sich beim Kochen unterhalten lassen – Mobilität als zukunftsweisende Idee. Das geringe Gewicht und Volumen des Fernsehgeräts wurde durch die technischen Neuerungen seit den 1950er Jahren mit der Einführung des Transistors ermöglicht. Schließlich ist das kleine Format einer der Gründe für die Beliebtheit von Kunststoffgehäusen im Produktdesign der Zeit.