Renate Heintze – ihr Weg zum Autorenschmuck
Vortrag von Katja Schneider
Ort: Siemens-Auditorium, Pinakothek der Moderne
Termin: 12.03.2017, 11:00
In englischer Sprache
Anzahl der Sitzplätze begrenzt. Freier Eintritt
Zum Leben hinter dem Eisernen Vorhang gehörte bis zum Fall der Mauer auch die Welt des Schmucks. Mit dem Vortrag der Kunsthistorikerin Dr. Katja Schneider über eine der Mitbegründerinnen des Autorenschmuck in der DDR, die an der Burg Giebichenstein/Halle lehrende Goldschmiedin Renate Heintze, bietet Die Neue Sammlung einen weiteren, wesentlichen Beitrag zur Geschichte des internationalen Schmuckgeschehens an.
Renate Heintze, deren früher Tod im Jahr 1991 ihre überregionale Wahrnehmung verhinderte, hat seit Mitte der 1960er Jahre in Halle an der Saale die Schmuckgestaltung zu neuer künstlerischer Freiheit geführt. Ihr Werdegang zeigt, dass Autorenschmuck keineswegs nur ein westeuropäisches Phänomen ist, sondern als Sonderweg mit sehr eigenen Wurzeln auch im Osten des seinerzeit noch geteilten Deutschlands zu finden ist. Renate Heintze ist die Begründerin dieser Bewegung in der ehemaligen DDR.
Mit einer soliden goldschmiedischen Ausbildung ausgestattet, bot ihr die Metallwerkstatt von
Karl Müller an der Burg Giebichenstein, damals Hochschule für industrielle Formgestaltung, ein ideales künstlerisches Klima. Dort entwickelte sie ab 1966 als Lehrende – mit Dorothea Prühl an der Seite – ein Programm, in dem Schmuck weder Handwerk noch Designobjekt sondern Kunst war.
Ihr Engagement ermöglichte 1974 die Verselbständigung der Schmuckausbildung an der Burg Giebichenstein zu einer selbstständigen Klasse im Fachbereich Kunst. Behutsam und mit großer Selbstverständlichkeit öffnete sie ihre Arbeit für neue Techniken und ungebräuchliche Materialien, für emotionale Ideen und subjektive Erfindungen. Eingebunden in die Tradition und aus den Freiräumen des gestaltenden Handwerks erwachsen, kennzeichnen den ostdeutschen Weg eher leise, unaufgeregte Töne. Dies begründet sich sowohl im Wesen der Künstlerin als auch im Milieu eines politisch vereinnahmten Kunstraumes, in dem man umsichtig agieren musste, um nicht ausgegrenzt zu werden.
Renate Heintzes Wirken an der Burg Giebichenstein hat den Grundstein für Halle als ein bis heute bekanntes Zentrum für zeitgenössische Schmuckkunst gelegt. Der Vortrag beleuchtet ihren Weg zum Künstlerschmuck.

Dr. Katja Schneider