Pressekonferenz 06. Juli 2022, 11.00 Uhr. Gemeinsam mit der Pressekonferenz des Architekturmusem „Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick“.
Zum 50. Jubiläum der Olympischen Spiele in München 1972 nimmt Die Neue Sammlung – The Design Museum Designentwicklungen für Olympische Spiele und Paralympics in den Fokus. Als größte Sportereignisse der Welt sind die Spiele seit jeher Motor und Ziel von Innovationen. Nicht nur internationale Athlet:innen konkurrieren miteinander. Die Hersteller von Sportgeräten versuchen sich in der Ausstattung der Sportler:innen genauso zu übertreffen wie die austragenden Länder über die visuelle und architektonische Gestaltung der Spiele. Dabei werden die Spiele trotz ihrer Ursprungsidee als Botschafter der friedlichen, unpolitischen Völkerverständigung häufig zum Vehikel politischer und gesellschaftlicher Aussagen. Die Ausstellung „Design für Olympia“ will die vielfältigen Verflechtungen von Design und Olympia abbilden. Die Olympischen Spiele in München 1972 mit ihrem zukunftsweisenden Erscheinungsbild von Otl Aicher sind dabei Ausgangspunkt für Betrachtungen zu vorherigen und nachfolgenden Spielen. Die Ausstellung zeigt, wie sich Ideenreichtum und Innovationsgeist im Design für die Olympischen und Paralympischen Spiele spiegeln und welche Werte und Ziele in der Gestaltung für Olympia zum Ausdruck kommen. Der Fortschritt spielt hier eine ebenso große Rolle wie die politische Agenda, Nachhaltigkeit und Inklusion. Mit diesem Fokus auf das Design der Olympischen Spiele und seine historische Entwicklung setzt Die Neue Sammlung einen wichtigen und einzigarten Akzent in der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Olympia im Jubiläumsjahr 2022.
So nimmt die Ausstellung ganz bewusst die Olympischen und Paralympischen Spiele gemeinsam in den Blick und zeigt anhand von Maskottchen, Medaillen, Plakaten und Sportgeräten, wie sich diese beiden Wettbewerbe aus sehr unterschiedlichen Startbedingungen langsam einander annähern. Sportgeräte aus hundert Jahren, von Boxhandschuhen der Spiele in Paris 1924 bis zum Mountainbike der Spiele in Tokio 2021 zeugen ebenso von der Veränderung der Sportgeräte wie der Sportarten. Welche Disziplinen bei den Spielen vertreten sind, ist ein Spiegel der Wechselbeziehungen zwischen Amateur- und Profisport. Einzigartige Sportgeräte, wie ein Rennrollstuhl der Spiele in Rio 2016 oder der Monobobski der mehrfachen Paralympics-Siegerin Anna Schaffelhuber zeigen auf, welche Entwicklungen und Innovationen den Amateurbereich erst noch durchdringen müssen. Die Ausstellung zeigt auch Sportgeräte und -bekleidungen, die für den Wettkampf verboten oder nicht zugelassen wurden. Kopfbekleidungen wie die Badekappe Soul Cap, die speziell für voluminöses Haar entwickelt wurde, oder der eierförmige Helm der deutschen Bobmannschaft von 1976 zeugen vom Ringen um Gleichberechtigung und faire Normen im Sport und verweisen auf die politische Dimension des Sportgerätedesigns.
An der großen historischen und thematischen Vielfalt an Plakaten in der Ausstellung lässt sich exemplarisch die Geschichte grafischer Gestaltung ablesen. Das erste offizielle Plakat Olympischer Spiele, das als seltenes Original von 1912 in der Ausstellung zu sehen sein wird, wurde von Olle Hjortsberg gestaltet, einem akademischen Maler und Mitglied der schwedischen Akademie der Künste. Mit Yūsaku Kamekuras Plakat der Olympischen Spiele in Tokio 1964 vollzog sich der Wandel hin zu einer minimalistischen, internationalen Formensprache des Grafikdesigns, deren Entwicklung bis in die Gegenwart verfolgt werden kann. Cho Young-Jaes Plakat für Seoul 1988 zeigt zum ersten Mal am Computer erzeugte grafische Elemente.
Ein besonderes Highlight der Ausstellung bildet die vollständige Serie an historischen Piktogrammen der Olympischen Spiele in Tokio 1964. Als im Original erhaltene Serie bilden sie einen in Europa einzigarten Sammlungsbestand, der mit großzügiger Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung für die Ausstellung restauriert werden konnte.
Neben diesen für die Spiele entstandenen Grafiken zeigt die Ausstellung auch Arbeiten der Protestbewegungen gegen Olympische Spiele und lädt so zur Auseinandersetzung mit einer kritischen Haltung gegenüber diesem Großsportereignis ein. Plakate, wie sie beispielweise der chinesisch-stämmige Gestalter Badiucao zu den Winterspielen in Peking 2022 gestaltet hat, spielen auf drastische Weise mit der Formensprache olympischer Plakate und bringen so gesellschaftskritische Themen in den Diskurs, die in der offiziellen Kommunikation der Spiele ausgeblendet werden.
Über Grafiken und Sportgeräte hinaus präsentiert die Ausstellung auch Raumausstattungen und deren Entwürfe, die ebenfalls im Zuge der Olympischen Spiele entstanden sind. Zu ihnen gehört die Duscheinheit Nizza, die von Günther Eckert und Werner Wirsing für die Athlet:innenunterkünfte der Spiele in München 1972 entworfen wurde, oder auch die Sitzschale für das Münchener Stadion, die in Kooperation mit Behnisch Architekten von der Arbeitsgruppe Ausstattung unter Nick Roericht entwickelt wurde. Einen sachlichen Blick auf die Architektur sowie einen Eindruck der besonderen Gestaltung und Atmosphäre der Spiele 1972 vermitteln Fotografien von Sigrid Neubert und Karsten de Riese.
In Kooperation mit Studierenden der Fakultät Design der Hochschule München entstehen im aktuellen Sommersemester interaktive Webseiten und Kurzfilme, die in der Ausstellung angesehen werden können. Ein vielfältiges Begleitprogramm flankiert die Ausstellung, das unter anderem Kooperationen mit dem DOK.fest München, der Münchner Volkshochschule und dem Museum Mineralogia umfasst. Auch in dieser Ausstellung folgen wir unserem neuen Selbstverständnis von inklusiver Gestaltung, so gibt es eine unterfahrbare Medienstation und Texte in einfacher Sprache.
Das Ausstellungskonzept folgt programmatisch dem Prinzip der Circular Economy. Es wurde auf ein Minimum an Transportwegen geachtet und die notwendigen Wege bewusst kurz gehalten. Für die Architektur wurden grundlegende Designentscheidungen mit dem Ziel getroffen, ein Maximum an bereits vorhandenem Material weiterzunutzen und eine thermische Verwertung nach Ablauf der Ausstellung komplett zu vermeiden. Die Ausstellungsarchitektur, welche die Farben und Anordnung der fünf olympischen Ringe in Ausstellungsmodule übersetzt, schafft eine enge Verzahnung und Zusammenschau von Grafikdesign und Objektdesign.
Zur Ausstellung entsteht ein zweisprachiger Katalog, der die Ausstellung wissenschaftlich begleitet sowie Zeitzeug:innen über Designentwicklung, Fotografie und Leistungssport zu Wort kommen lässt.
Begleitprogramm
GEFÖRDERT VON:
KOOPERATIONSPARTNER:

Blick in die Ausstellung. Design für Olympia. © 2022. Die Neue Sammlung- The Design Museum. Foto: Kai Mewes

Blick in die Ausstellung. Design für Olympia. © 2022. Die Neue Sammlung- The Design Museum. Foto: Kai Mewes

Blick in die Ausstellung. Design für Olympia. © 2022. Die Neue Sammlung- The Design Museum. Foto: Kai Mewes

Blick in die Ausstellung. Design für Olympia. © 2022. Die Neue Sammlung- The Design Museum. Foto: Kai Mewes

Rodelhelm, 1975, Messerschmitt-Bölkow-Blohm, München, eingesetzt von Elisabeth Demleitner, Bronze, Innsbruck 1976, Leihgabe Elisabeth Demleitner-Seitz. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Bahnrad B20-6, 2019, Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES), Berlin, DEU, Gefahren vom deutschen Bahnvierer der Frauen, Gold, Tokio 2020/21, Leihgabe FES. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)
WEITERE INFORMATIONEN:
Die Neue Sammlung – The Design Museum
Caroline Fuchs / Xenia Riemann-Tyroller
T +49 (0)89 272725-565
fuchs@die-neue-sammlung.de
riemann-tyroller@die-neue-sammlung.de
Tine Nehler M.A.
Pinakothek der Moderne
Leitung Presse & Kommunikation
T +49 (0)89 23805-122
presse@pinakothek.de
Die Abbildungen dürfen nur im Zuge der aktuellen Berichterstattung zur Ausstellung honorar- und genehmigungsfrei verwendet werden, sofern der Urhebervermerk korrekt und vollständig angegeben wird (meist: Eigentümer, Copyright Holder, Fotograf).

Elena Winschermann (Schwaiger), Otl Aicher, Maskottchen Waldi. Offizieller Entwurf, 1970. Leihgabe Elena Schwaiger. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Klaus Staeck, Edition Olympia – notwendige Ergänzung, 1971. © VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Martin Braxenthaler, Monoski mit Ski S 9 und Krückski, 2010/2015, Praschberger, Niederndorf; Enabling technologies, Denver; Atomic, Altenmarkt im Pongau, gefahren von Anna Schaffelhuber, Bronze, Vancouver 2010, Gold, Sotschi 2014, Gold, Pyeongchang 2018, Leihgabe Anna Schaffelhuber. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Eisschnelllaufschuh,2020, Viking Schaatsenfabriek, Almere, angefertigt für Ireen Wust, Gold, Peking 2022, Leihgabe Viking skating company – The Netherlands. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Badiucao, Protest Plakat zu den Olympischen Spielen in Peking 2022, 2021. © Badiucao. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

BMW Designworks, Prototyp, Rennrollstuhl für Team USA, 2015-2016, eingesetzt bei den Paralympic Games, Rio 2016. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

BMW Designworks, Prototyp, Rennrollstuhl für Team USA, 2015-2016, eingesetzt bei den Paralympic Games, Rio 2016. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Goo Choki Par, Paralympian, aus der Kunstplakatserie der Olympischen Spiele in Tokio 2020/21, 2019. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Boxhandschuhe, 1924, Olympische Spiele, Paris 1924, Leihgabe Markus Osterwalder. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Markus Rehm, Unterschenkel-Sportprothese für den Weitsprung, 2019, Össur, Reykiavik, ISL, eingesetzt in Tokio 2020/21, Leihgabe Markus Rehm. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Hockeyschläger, ca. 1964, International Nineteen, Hawthorn, NJ, USA, eingesetzt in Tokio 1964, Leihgabe Markus Osterwalder. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Ikko Tanaka, Plakat zu den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo, 1968, © Comité International Olympique (CIO) / DONATSCH, Jürg. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Olle Hjortzberg, Offizielles Plakat der Olympischen Spiele in Stockholm 1912, 1911, Leihgabe Deutsches Plakatmuseum Essen. © VG Bildkunst, Bonn 2022. Foto: Museum Folkwang Essen – ARTOTHEK

Elise Thomason, Para Eishockey. Sportartenplakat für die Paralympischen Spiele 2006 in Turin, ca. 2005.
International Paralympic Commitee, Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Offizielles Telefonbuch der Olympischen Spiele 1964 in Tokio, 1964.
© Comité International Olympique (CIO). Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Raymond Bellemare, Offizielles Poster zur Bewerbung der Olympischen Spiele 1976 in Montreal, 1972, © Comité International Olympique (CIO). Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)