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Murano. Milano. Venezia. Glas

Die Glaskunst Italiens
Installationsansicht der Ausstellung: Murano. Milano. Venezia. Glas, 2016
Foto: A. Laurenzo (Die Neue Sammlung)

Über die Ausstellung

Die internationalen Ausstellungen Triennale di Milano und Biennale di Venezia gehörten im 20. Jahrhundert zu den Gradmessern für Design und Kunst der Gegenwart. Weniger bekannt ist, dass in diesem Kontext auch Glas aus Murano gezeigt und ausgezeichnet wurde.

Glashütten wie A.Ve.M., Archimede Seguso, Barovier & Toso oder Venini hatten das jahrhundertealte Wissen um die verschiedensten Techniken wiederentdeckt und neu interpretiert. In ihren Arbeiten vereinigte sich das Geschick der Glasmachermeister mit dem künstlerischen Anspruch der Entwerfer zu außergewöhnlichen und einzigartigen Objekten. Bis heute stehen die Werke aus Murano für eine erfolgreiche Erneuerung in der europäischen Glasgestaltung.

Die Ausstellung der Neuen Sammlung konzentriert sich auf etwa 200 Objekte und dazugehörige Zeichnungen der Berliner Sammlung Holz, einer der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen für Muranoglas. Damit findet erstmals in der Pinakothek der Moderne eine Ausstellung statt, die dem Muranoglas gewidmet ist.

Zu den ältesten Stücken gehört eine „Calice a spirale“ aus der Manufaktur Artisti Barovier. Die Schale auf spiralförmigem Fuß wurde während der 1. Biennale di Venezia 1895 gezeigt. Stammten die Entwürfe für die Gläser aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg meist noch von den Glashütten selbst, zeichneten ab den 1920er Jahren Entwerfer und Künstler für Form und Aussehen der Objekte verantwortlich. Sie arbeiteten dabei eng mit den Glasmachern zusammen, um die gestalterischen und technischen Grenzen auszuloten. So stehen beispielsweise die von chinesischen Vasen inspirierten opaken Gefäße des Architekten Carlo Scarpa für eine neue Formensprache der Glasmanufaktur Venini. Die 1950er Jahre sind geprägt von einer beachtlichen Experimentierfreude, die sich in den ausgefallenen Entwürfen Ercole Baroviers oder in den ungewohnt buntfleckigen „Oriente“-Vasen des Malers Dino Martens widerspiegelt. Die populären „Pezzati“ des vielseitigen Fulvio Bianconi oder die raffinierten „Merletti“ von Archimede Seguso zeugen von großer Kunstfertigkeit und der Bewältigung technischer Herausforderungen. Für seine Entwürfe aus schwarzem Glas ist besonders die Manufaktur Fratelli Toso bekannt.
Selten zu sehen sind die vom Abstrakten Expressionismus beeinflussten Arbeiten des Malers Luigi Scarpa Croce. Die „Rotellato“-Stücke von Barovier & Toso zeigen, dass in den 1960er Jahren die Glasobjekte farbiger und dekorativer, die Formen jedoch klassischer und schlichter ausfallen. Anfang der 1970er Jahre schließlich sorgen große Volumina und einfache Zwischenschichttechniken für spektakuläre Objekte.

Zu den wenigen internationalen Entwerfern, die auf den Ausstellungen in Mailand und Venedig vertreten waren, gehörten die schwedische Künstlerin Tyra Lundgren, der amerikanische Bildhauer Thomas Stearns oder die beiden schwedischen Designer Birgitta Karlsson und Ove Thorssen. Sie alle arbeiteten mit Venini zusammen, einem der weltweit bekanntesten Hersteller von Muranoglas.

Eine eigens für die Rotunde der Pinakothek der Moderne angefertigte Ausstellungsarchitektur ermöglicht es, die innerhalb eines Zeitraums von sieben Jahrzehnten entstandenen Objekte der Sammlung Holz bei wechselndem Tageslicht zu präsentieren. Die Ausstellung zeigt erstmals eine große Auswahl an Gläsern, die in Mailand und Venedig Maßstäbe setzten und so die internationale Geschichte des modernen Glases entscheidend beeinflusst haben.

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Wo?

Barer Straße 40,

80333 München

Öffnungszeiten

Täglich 10:00 – 18:00

Montags geschlossen

Donnerstags 10:00 – 20:00

Blick in das Museum mit Dachkonstruktion im Hintergrund. Zu sehen sind zwei Glasskulpturen in Orange und Schwarz-Durchsichtig.
Vasen „Pesce“ und „Tulipano“ (Installationsansicht), c. 1960, Alfredo Barbini, XXX. Biennale di Venezia, 1960
Foto: Anna Seibel
Aufnahme: Dennis Bangert, 24. Juli 2016 /
Foto: Anna Seibel

Fragen & Antworten

Kuratiert von:

Dr. Xenia Riemann, Dr. Josef Straßer
Kuratorische Assistenz: Nadine Engel