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DDR Kunststoffe im Design

Ein Forschungsprojekt zu Material, Technologie und Restaurierung
Klaus Kunis, Gießkannen, VEB Glasbijouterie Zittau, 1960.
Foto: Die Neue Sammlung

Die Restaurierungsabteilung der Neuen Sammlung – The Design Museum freut sich außerordentlich, den Start des internationalen 2-jährigen Forschungsprojektes GDR Plastics in Design. A Resesrch Project on Material, Technology and Conservation bekannt zu geben.

Hintergrund
Die Konservierung von Kunststoffobjekten stellt eine schwierige Herausforderung für Restauratoren dar. Erste Forschungen hierzu gibt es erst seit den 1990er Jahren. Sie hat sich in erster Linie auf die Identifizierung von Kunststoffen, deren Alterungsverhalten sowie mögliche Konservierungs- und Restaurierungsmethoden konzentriert.
Kaum berücksichtigt wurde bisher jedoch, inwieweit industrielle Produktionsprozesse und Fertigungstechnologien die Langzeiteigenschaften von Kunststoffen beeinflussen.
Das vorliegende Forschungsprojekt befasst sich speziell mit der Identifizierung von Produktionsprozessen und Technologien von Kunststoffen, die in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zwischen 1949 und 1990 zur Herstellung von Industriedesign eingesetzt wurden, deren Abbaumechanismen und möglichen präventiven und aktiven Maßnahmen.
Seit den 1950er Jahren entwickelte sich die DDR zu einer der führenden kunststoffproduzierenden Nationen, die ihre Produkte in fast alle Länder des Ostblocks und über verdeckte Kanäle sogar in den Westen exportierte. Ideales Terrain für ein solches Forschungsprojekt: Eine zeitlich befristete Periode von knapp 40 Jahren, die regional begrenzt und perfekt dokumentiert ist.

Zielsetzung
Bislang hat sich die Konservierungswissenschaft hauptsächlich auf den Einfluss der chemischen Struktur eines Kunststoffs auf sein Alterungsverhalten fokussiert. Die Einflüsse der Herstellungsbedingungen wurden bislang weitestgehend vernachlässigt. Obwohl die Ingenieurwissenschaften im Rahmen der Qualitätssicherung entsprechend relevante Daten erheben, gibt es nur wenige oder keine Schnittstellen zwischen den beiden Disziplinen (Konservierungswissenschaften / Ingenieurwissenschaften). Das vorliegende Projekt zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen und durch eine systematische Untersuchung und Bewertung eines zeitlich und geographisch geschlossenen Produktionsraumes diesen Zusammenhang zu klären, Materialien zu identifizieren und zu charakterisieren und aus den erhobenen Daten Behandlungsempfehlungen zu generieren.

Das Projekt wird von einem Expertentreffen und einer abschließenden Fachtagung begleitet. Die Forschungsergebnisse werden international publiziert (Schriftenreihe des Getty Conservation Institute) und abschließend in einer Ausstellung präsentiert (Wende Museum, Los Angeles / Pinakothek der Moderne, München; Arbeitstitel: „Haus der Kunststoffe“).
Ein Teil des Kooperationsprojektes ist das Promotionsvorhaben: „Materialgedächtnis: Wie hängen Herstellungs-, Gebrauchs- und Alterungsspuren mit den jeweiligen Materialeigenschaften zusammen und was lässt sich durch das Lesen der Spuren herausfinden“ (Arbeitstitel) von Restauratorin (M.A.) Helena Ernst.

Projektpartner
In diesem Forschungsprojekt werden zwei der wichtigsten und umfangreichsten Sammlungen auf diesem Gebiet untersucht, dokumentiert und verglichen. Das Wende Museum in Los Angeles und Die Neue Sammlung – The Design Museum in München haben mehrere tausend DDR-Kunststoffobjekte aus dem Bereich Alltagskultur in ihren Sammlungen. Eine systematische Untersuchung und Bewertung dieser Objekte findet parallel an beiden Standorten statt und verspricht neue Erkenntnisse sowohl hinsichtlich der Produktionsgeschichte als auch der Materialverwendung und Alterung. Das Getty Conservation Institute begleitet diese Untersuchungen systematisch und analytisch und leistet mit seiner Expertise auf dem Gebiet der Kunststoffkonservierung und -identifizierung wesentliche Unterstützung. Der vierte Kooperationspartner ist das Institut für Konservierungswissenschaften der TH Köln, das in einem Forschungsprojekt zum Thema DDR-Kunststoffe von 2009 – 2011 im Wesentlichen die sozialgeschichtlichen Hintergründe der Kunststoffproduktion in der DDR erforscht und dokumentiert hat.

Getty Conservation Institute (GCI)
Tom Learner (Head of Science)
Odile Madden (Senior Scientist)
Anna Laganà (Research Specialist)
Janie Köppen (Project Conservator)

Cologne Institute of Conservation Sciences
Friederike Waentig (Professor Conservation)
Ester Ferreira (Professor Conservation Science)

Wende Museum
Joes Segal (Chief Curator)
Christine Rank (Head of Collections)

Die Neue Sammlung – The Design Museum
Tim Bechthold (Head of Conservation)
Josef Straßer (Chief Curator)
Helena Ernst (Project Conservator/ PhD student)