Das FUTURO-Haus von Matti Suuronen verkörpert besonders markant die Zukunftsvisionen der 1960er Jahre – dem Zeitalter der Raumfahrt, dem sogenannten „Space Age“. Wir stellen hier begleitend zur Präsentation des FUTURO eine monatliche Auswahl an futuristischen, zukunftsbezogenen Designobjekten aus dem Depot vor. Als grundsätzliche Prämisse dient uns dabei die Erkenntnis, dass jedes Zeitalter seine eigenen, durchaus auch unterschiedlichen Vorstellungen von dem hat, was futuristisch, was visionär ist.
Objekt im Januar: Zitronenpresse Juicy Salif
Designer: Philippe Starck (geboren 1949)
Entwurf: 1988
Produktion: seit 1990
Hersteller: Alessi S.p.A.
Wie eine Raumschiffkapsel auf Stelzen schwebt die Zitruspresse Juicy Salif von Philippe Starck auf ihren langen, dünnen Beinen. Mit der gängigen Vorstellung von einem solchen Küchengerät hat sie jedoch kaum etwas gemeinsam. Statt der gewohnten Form mit Sieb und Auffangbehälter kreierte Starck einen spitz zulaufenden Zapfen, der auf insektenartigen, leicht geschwungenen Beinen thront. Nur die scharfkantigen Rippen, mit deren Hilfe der Saft aus der Frucht gepresst wird, erinnern noch an übliche Zitruspressen.
Die Idee kam Starck während eines Urlaubs in Italien. Ein Teller Calamari mit Zitronensaft soll den Designer zu dieser ungewöhnlichen, einer Krake ähnelnden Form inspiriert haben. Die Skizzen zeichnete er direkt auf das Tischset des Restaurants und schickte sie an Alberto Alessi, der eigentlich auf einen Entwurf für ein Tablett wartete.
Die insgesamt 29cm hohe Zitruspresse aus gegossenem und polierten Aluminium präsentiert sich eher als Skulptur denn als Haushaltsgerät. Starck selbst beschreibt sie als „typisches Hochzeitsgeschenk“, das man stolz präsentieren kann. Dennoch lässt sich die Juicy Salif durchaus praktisch einsetzen, auch wenn das immer wieder angezweifelt wird. Zur Verwendung stellt man das Glas unter den erhobenen Reibekegel, damit es den Saft aufnimmt. Diese auf das Wesentliche beschränkte Form, die kein Sieb zum Auffangen von Kernen und Fruchtfleisch vorsieht, sorgte immer wieder für Kritik, doch ist Starcks Design nicht funktionsfeindlich. Er isolierte vielmehr die wesentliche Handlung des Auspressens und fand für sie eine neue, überraschende Lösung. Diese umstürzlerische Herangehensweise an einen banalen Gegenstand ist typisch für den französischen Designer, dessen Juicy Salif zu den Designikonen der 1990er Jahre zählt.